„Jung, weiblich, chancenlos“ – Chancenlos? Von wegen!

Veröffentlicht in Aktuell

  • Andro Scholl, Juso-Landesvorsitzender RLP
  • Juso-Landesvorstand & Kommission Frauen & Geschlechtergerechtigkeit Jusos RLP

Der Juso-Landesvorstand sowie die Kommission Frauen und Geschlechtergerechtigkeit diskutierten in den letzten Wochen lebhaft den Artikel "SPD-Dilemma: Jung, weiblich, chancenlos" des Redakteurs Dietmar Brück, welcher am 18. April 2012 in der Rhein-Zeitung veröffentlicht wurde.

Wir fragten uns: Bildet der Artikel den Auftakt zu einer Serie zum Thema Frauen in rheinland-pfälzischen Parteien?

Schreibt Herr Brück auch etwas über CDU, Grüne, FDP und Linkspartei? Nichts deutet bisher daraufhin. Aus unserer Sicht wäre es notwendig, eine Serie daraus zu machen. Denn dann würde die Analyse ergeben: Es handelt sich beim politischen Engagement von Frauen nicht um ein reines SPD-Dilemma, vielmehr ist es ein gesamtgesellschaftliches Problem, dass zu wenige Frauen politisch aktiv und noch weniger in führenden Positionen agieren. Vor den Herausforderungen, dieses Problem zu lösen, stehen auch alle anderen Parteien.

Der Artikel hat in einem recht: Nach wie vor – und das gilt auch für die rheinland-pfälzische SPD – haben es Frauen schwerer in bestimmte Positionen zu kommen. Es sind meist Männer, die offen für verantwortungsvolle Positionen gehandelt werden, die Parteistrukturen sind männlich dominiert. Es sind vor allem Frauen, die in der Alltagspolitik mit stereotypen Vorurteilen ihrer männlichen Kollegen und Genossen zu kämpfen haben. Diese Vorurteile gibt es und sie diskriminieren. Wir Jusos kritisieren dies! Wie Sie, Herr Brück, herausgearbeitet haben, haben wir sehr wohl Anwärterinnen für führende Positionen in der Partei. Gerade die SPD muss eine Vorreiterrolle in der politischer, wie auch in der konkreten Förderung von Frauen einnehmen.

Die SPD setzt sich für die Forderung „Equal pay“ (Lohngleichstellung) ein. Es ist die SPD, die sich für den Ausbau von Kindertagesplätzen und gegen das Betreuungsgeld der CSU einsetzt. Es ist die SPD, die für eine Quote in Aufsichtsräten in der deutschen Wirtschaft kämpft, nachdem 11 Jahre Freiwilligkeit nichts gebracht haben. Und es ist die SPD, die auf ihrem letzten Parteitag das „Reißverschlussverfahren“ eingeführt hat, was zukünftige abwechselnde Besetzung bei der Erstellung von Listen bedeutet. Diese Regelung gilt es umzusetzen und für die Verwirklichung zu sorgen! Zudem muss (jungen) Frauen Selbstermächtigung ermöglicht werden, politische Verantwortung zu tragen – durch Mentoringprogramme, Förderung  im alltäglichen Politikgeschäft  (v.a. auch auf kommunaler Ebene), den Aufbau von Frauennetzwerken, die Einhaltung der Quotierung usw.

Wir Jusos haben uns vor zwei Jahren auf einer Konferenz mit dem Bild, das von politisch aktiven Frauen in Medien gezeichnet wird, beschäftigt. Damals am Fall Andrea Ypsilantis. Wenn Medien heutzutage die Bedeutung zugesprochen wird, die sie in einer Mediendemokratie haben und offensichtlich auch haben wollen, wie steht es dann um die Bewertung von Frauen in Zeitungen und im Fernsehen? Werden ihnen dort gleiche Chancen eingeräumt?

Herr Brück, wie würden sie ihre Berichterstattung und die ihrer KollegInnen über Frauen in der Politik beurteilen?

Die Medien sind ein Teil der Gesellschaft und tragen eine hohe Verantwortung für die Wahrnehmung von Chancen der Frauen in der Öffentlichkeit – sie schaffen Wahrnehmungsfilter. Lesen wir uns Ihren Artikel durch, werden bei uns Bilder von Politik als Machtkampf bzw. Wettkampf geweckt (Kaliber Schweitzer, letzter Biss etc.). Frauen scheinen – nach Ihrer Darstellung – als männlich konnotierte Eigenschaften annehmen zu müssen, um sich in der Politik Gehör zu verschaffen („burschikose Intellektuelle“). Was für eine Bedeutung hat der frühere Beruf (und seine Bewertung durch Sie: semiprofessionelle Sängerin) einer Politikerin? Zudem werden (junge) Frauen in Ihrem Artikel als Frauen befragt – werden Sie sie in Zukunft auch als inhaltliche Expertinnen in Ihre Berichterstattung einbeziehen?

Der Artikel von Herrn Brück findet sich hier.

 
 

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